
Benkert
2. Auflage (1. Auflage beck´sche reihe),
Verlag C.H. Beck, 2009
Warum macht die Depression das Herz Krank?
In der Zeitschrift Psychologie Heute vom April 2011 findet sich eine Zusammenfassung und Aktualisierung des Inhalts des Buches.
Stress in der Arbeitswelt, durch Mobbing, den täglichen Ärger, durch Lebensschicksale und Ängste ist ein wichtiger Grund für das Krankheitsbild der StressDepression – ein neues Massenleiden. Eine der bisher umfassendsten Untersuchungen zu den Ursachen des Herzinfarkts, die Interheart-Studie, kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Depression und Stress sind ein eminentes Infarktrisiko, genauso stark wie Bluthochdruck und Übergewicht.
Es werden die StressDepression und die körperlichen und psychischen Folgekrankheiten ausführlich beschrieben. Die Alarmsignale für Stress und die einzelnen Stressfaktoren werden genau geschildert. Die verschiedenen Formen der Depression werden ebenso erklärt wie die neurobiologischen Störungen, die bei Dauerstress und der Depression gemeinsam auftreten und zu Gesundheitsschäden führen.
Zahlreiche Checklisten helfen dem Leser zu ersten Selbstdiagnosen und sagen ihm, wann er unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollte oder ob Selbsthilfe zur Stressbewältigung ausreicht. In einem großen Schlußteil wird erläutert, wie sich die Stress-Depression besiegen läßt.
Das wichtigste Anliegen dieses Buches ist es, dem Leser zu zeigen, dass es neue Möglichkeiten gibt, sich aus der Depression zu befreien oder sie gar zu verhindern. Dazu muss der Faktor Stress, genauer: Dauerstress, stärker berück-sichtigt werden; denn das ist bisher bei der Suche nach den Ursachen und bei der praktischen Therapie der Depression zu wenig geschehen.
Um dieses wichtige Anliegen zu untermauern, formuliere ich die Stresshypothese der Depression. Dazu sind theoretische Erläuterungen auf der Basis der wissenschaftlichen Literatur nötig. Ich möchte zeigen, wie eng Stress und Depression auf vielen Ebenen verbunden sind und warum Stress zur Depression führt. Auf diese Weise eröffnen sich neue Perspektiven sowohl zur besseren Diagnostik und Therapie der Depression als auch zum Erkennen und Verhüten von Dauerstress. Der Leser mag hier und dort Bekanntes aus anderen Empfehlungen auch in diesem Buch wieder finden, vieles ist aber so noch nicht gesagt worden.
Natürlich wurde schon von anderen Disziplinen ein Zusammenhang zwischen Stress und Depression gesehen – aber immer aus der spezifischen, eigenen Forschungs-perspektive, meist ohne das so dringend nötige interdisziplinäre Cross-over. Der Verhaltensforscher zeigt uns am Tiermodell, wie Depression und Stress zusammenhängen; der Neurobiologe erklärt uns die gleichsinnig gestörten neurobiologischen Achsen beim Dauerstress und bei der Depression; der Soziologe sieht Stress als Bedingung für psychische Störungen und Krankheiten; der Psychiater kennt stressbedingte Diagnosen: z.B. die Anpassungsstörung oder die posttraumatische Belastungsstörung und der Psychologe und der Psychotherapeut arbeiten mit ihren Patienten am besseren Umgang mit Stressoren.
Genauso wichtig wie die erste Frage des Buches „Warum macht Stress depressiv?“ ist die zweite Frage „Warum macht die Depression das Herz krank?“. Es ist schon lange bekannt, dass Dauerstress zu körperlichen Krankheiten führt, dass aber gerade die Depression ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, ist erst eine Erkenntnis der letzten Jahre.
Alle diese Zusammenhänge, besonders die neurobiologischen mit der strikten Ableitung der fatalen Krankheitsfolgen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, legen es nahe, die enge Verknüpfung von Stress und Depression auch begrifflich und orthographisch als eine Art Warnruf deutlich zu machen: StressDepression!
Weiterhin möchte ich die Aufmerksamkeit nicht nur auf diesen Zusammenhang an sich, sondern auch auf die Häufigkeit des Auftretens der StressDepression lenken. Mir scheint es gerechtfertigt, angesichts einer veränderten Arbeitswelt und zunehmender Zukunftsängste von einem neuen Massenleiden zu sprechen. Das ist vielen Menschen in der Regel noch gar nicht bewusst, nicht in seinen Zusammenhängen und auch nicht mit all seinen Konsequenzen bis hin zum Herzinfarkt. Aber dieses Massenleiden hat uns längst erreicht, und wir müssen uns dem stellen.
Ich zeige zahlreiche Wege auf, wie man sich schützen kann. Der gezielte Abbau von Dauerstress ist ein entscheidender Schritt zur Prävention psychischer und körperlicher Erkrankungen. Hat sich aber schon eine Depression entwickelt, sollte heute die Stressbewältigung systematisch zur Behandlung gehören.
In den drei Jahren nach der ersten Auflage gab es eine große Zahl positiver Studien, die belegen konnten, dass Dauerstress zu einer Depression führen kann und dass besonders häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Folge sind. Aus diesem Grunde wurden die beiden wichtigen Fragen aus der Stresshypothese auch im Titel in den Vordergrund gestellt. Der Inhalt und die Literatur wurden auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand gebracht.
Einleitung
Teil I – Das neue Massenleiden StressDepression
1. Kapitel
Was ist eine StressDepression? 13
Die drei Phasen der StressDepression 19
Stressoren und ihre Folgen 20
2. Kapitel
Wie erkenne ich die StressDepression? 23
Stufe 1: Stressreaktionen erkennen 23
Stufe 2: Die Depression erkennen 27
Stufe 3: Körperliche Krankheiten erkennen 29
Teil II – Die vielen Ursachen der StressDepression
3. Kapitel
Stress – die klassischen Grundlagen 33
Der gute und der schlechte Stress 33
Stress als gesunde Alarmreaktion 36
Sympathikus und Parasympathikus 37
Stresshormon-Achse 38
Dauerstress 40
Oxytozin: das Antistresshormon 41
Erklärungsmodelle für psychische Stress-Symptome 42
4. Kapitel
Die Stressoren 44
Stress von außen und von innen 44
Der Druck der Arbeitswelt 47
Extremfall Mobbing 50
Der alltägliche Ärger 53
Lebenseinschnitte und Schicksalsschläge 58
Die Stressoren und das Risiko für das Herz 63
5. Kapitel
Ängste 64
Phobien und die Ursachen der Ängste 65
Panikattacken 69
Traumatische Erfahrungen und ihre Folgen 72
Zukunftsängste 75
6. Kapitel
Die verschiedenen Formen der Depression 78
Depressionsdiagnosen 82
Körperliche Beschwerden bei der Depression 84
Manie und Depression – die bipolare Störung 86
Wie viele Menschen sind depressiv? 89
Teil III – Die fatalen Folgen der StressDepression
7. Kapitel
Gestörte Neurobiologie 95
Was passiert im Gehirn bei Dauerstress und Depression? 96
Sichtbare und messbare Veränderungen im Gehirn 96
Genetische Veranlagung 99
Neurochemische Veränderungen 100
Fehlregulation der Stresshormon-Achse 103
Fehlregulation des Sympathikus-Parasympathikus-Systems 105
Kortisolausschüttung und die Folgen 106
Metabolisches Syndrom 106
Gewichtszunahme 107
Diabetes mellitus 108
Geschlechtshormone und Wachstumshormon 109
Osteoporose 109
Analogie zum Cushing-Syndrom 110
Gestörte Hämostase 110
Das Immunsystem bei Stress und Depression 111
8. Kapitel
Folgekrankheiten von Dauerstress und Depression 114
Mensch-Tier-Analogien:
Erlernte Hilflosigkeit unter Stress 114
Besonders gefährdet: das Herz 116
Weitere Gefahren bei Dauerstress und Depression 121
Schmerzen 123
Psyche und Soma 126
Burnout-Syndrom 129
Alkoholabhängigkeit 134
Teil IV – Die StressDepression besiegen
9. Kapitel
Ressourcen und Risiken erkennen 139
Stress ist nicht gleich Stress 139
Das soziale Netz 141
Soziale Kompetenz 144
Emotionale Intelligenz 145
Die Stärken und Schwächen der Persönlichkeit 146
Perfektionisten 149
Die Typ A-Persönlichkeit 150
Arbeitssucht: die Workaholics 152
Optimisten 156
Kohärenz – Werte und Lebenssinn 158
Testprogramm 159
10. Kapitel
Stressbewältigung – die Grundlagen 160
Strategien zum Stressmanagement 160
Kognitives Stressmanagement 160
Stressreaktionen reduzieren – Spannungszustände lösen 162
Coping-Verhalten –
die verschiedenen Bewältigungsstrategien 166
Selbsthilfe oder Hilfe von außen? 168
Salutogenese und Prävention 170
Wohlbefinden 171
Positive Psychologie 174
11. Kapitel
Selbsthilfe – Wie kann ich mich vor Dauerstress schützen? 176
Zäsuren setzen 177
Zeitmanagement 180
Die Kunst des Entspannens 182
Progressive Muskelentspannung 183
Autogenes Training 184
Atementspannung 184
Andere Entspannungstechniken 185
Einstellungen konstruktiv und positiv ändern 185
Zehn Aufgaben 187
Was mache ich in einer akuten Krise? 196
Der Selbstbetrug 197
Sport, Ernährung und Hormone 198
Bewegung 199
Einfache Ernährungsregeln 200
Gesundes Altern 201
Glück empfinden und das Genießen lernen 203
12. Kapitel
Hilfe von außen 206
Psychotherapie: die kognitive Verhaltenstherapie 207
Therapie mit Medikamenten 213
Begleittherapien 216
Alternative Therapien 218
Anhang
Literaturhinweise 223
Register 235